Rumi-Impuls e.V.

Extremisten und Schuldgefühle

Autor: Hanifa Haqani

Bei Rumi imPuls e.V. beschäftigen wir uns intensiv mit der Frage, warum sich besonders junge Menschen von extremistischen und terroristischen Gruppen beeinflussen und rekrutieren lassen. Eine wichtige Rolle spielen dabei Emotionen. Auch wenn wir bei den individuellen Fällen, die wir bearbeiten, jeden für sich betrachten müssen, haben sich mit der Zeit einige Aspekte herauskristallisiert, die sich immer und immer wieder finden. So gehören Ängste und Schuldgefühle von Menschen zu den wichtigsten Werkzeugen, derer sich Extremisten bedienen.

Extremisten nutzen Emotionen und moralische Überzeugungen für ihre Zwecke aus. Ganz besonders instrumentalisieren sie Schuldgefühle, um Menschen so zu manipulieren, dass sie sich rekrutieren lassen. Gerade Kinder und junge Menschen fühlen sich oft an allem schuld und für alles verantwortlich, sie beziehen Konflikte und Probleme in ihrem Umfeld auf sich selbst.

Extremisten setzen bei solchen Gefühlen an. Sie überzeugen junge Menschen davon, dass sie für Ungerechtigkeiten oder Probleme in der Gesellschaft verantwortlich seien. Oder sie behaupten umgekehrt, dass an persönlichen Schwierigkeiten und Konflikten bestimmte Gruppen oder Institutionen in der Gesellschaft schuld seien. Eine Lösung, so behaupten sie dann, liege im Anschluss an ihre extremistische Gruppierung oder auch nur darin, einzelne Aufgaben für sie auszuführen. Dazu müssen die zu Rekrutierenden mit der Zielrichtung der Extremisten nicht einmal völlig übereinstimmen. Wenn die Gruppe ein bestimmtes Thema aufgreift, das eine Person anspricht, sie „triggert“ und in ihr Schuldgefühle auslöst, kann sie bereits Kontrolle ausüben. Die Zielperson fühlt dann um so größere Schuldgefühle, solange sie nicht die jeweilige Ideologie unterstützt.

Vor diesem Hintergrund ist es heute mehr wichtiger denn je, Botschaften und sich selbst zu hinterfragen: Geht es wirklich um mich als Person? Geht es wirklich um die Menschenrechte? Oder werde ich gerade instrumentalisiert? Warum habe ich diese Haltung, die mich angreifbar macht?

Über diese Problematik und unsere Erfahrungen damit werden wir bald im Rahmen eines Rumi Podcast sprechen.