Rumi-Impuls e.V.

Tag der Roma: Haben Sie’s gemerkt?

Autor: Jan Straßheim

Neulich, am 8. April 2024, war der Internationale Tag der Roma. Haben Sie es gemerkt? Wenn nicht, sind Sie nicht allein. Denn in den deutschen Medien wurde wenig darüber berichtet, und auch ich bin eher zufällig darauf gekommen.

Roma, deren Vorfahren schon seit dem Mittelalter in Deutschland leben, werden hierzulande „Sinti“ genannt. Weitere Roma wanderten seit dem 19. Jahrhundert zu und tun es bis heute.[1] Was sie verbindet, ist eine eigene Sprache, das Romanes, aus dem einige Wörter auch ins Deutsche eingegangen sind, wie etwa der „Bock“ im Ausdruck „Bock haben“.

Obwohl wir mithin schon so lange zusammenleben, dass sich die Sprachen vermischen, wurden Roma immer wieder verfolgt. Das nationalsozialistische Deutschland suchte die von SS-Chef Himmler so genannte „Zigeunerfrage“[2] nach bekanntem Muster zu „lösen“: durch Völkermord. Aber selbst heute noch leiden Roma unter rassistischer Diskriminierung – auf der Straße und bei der Arbeit, in Behörden, Schulen oder Geschäften.

Umso wichtiger, dass es zumindest einen „Tag der Roma“ gibt. Der findet seit 1990 jedes Jahr statt. Vor vielen Rathäusern wird dann die blau-grüne Roma-Flagge gehisst.

Vielleicht haben Sie an diesem Tag (oder einem anderen) „Bock“ und Gelegenheit, einmal mit Roma ins Gespräch zu kommen. Ihre Geschichte wirft Fragen auf, über die wir mehr nachdenken sollten. Warum werden Deutsche, die Roma sind, noch immer anders behandelt als andere Deutsche? Wieso werden Roma, die vor Ausgrenzung oder Armut aus anderen Ländern zu uns fliehen, anders behandelt als deutsche Roma? Sollte sich eine demokratische Gesellschaft nicht endlich aktiv öffnen, um wirklich allen Anerkennung, Gleichberechtigung und Teilhabe zu bieten?

Wenn wir merken, dass die Roma überhaupt da sind, ist das schon ein Anfang.

[1] Es gibt also einen weiten Begriff von „Roma“, der auch Sinti einschließt, und einen engeren Begriff, den wir verwenden, wenn wir von „Sinti und Roma“ sprechen. Ich benutze den weiten Begriff.

[2] Das „Z-Wort“ lehnen die meisten Roma heute als rassistisch ab. Ich zitiere es hier, um zu verdeutlichen, in welchen entmenschlichenden Kontexten es schon gestanden hat.