Rumi-Impuls e.V.

Autor: Christine Weiss

Man kann davon ausgehen, dass Freundschaft überall als wichtig und wertvoll gesehen wird. Strittig ist manchmal, ob Freundschaft wichtiger als Familie oder umgekehrt ist.

Aber es heißt auch, dass Freund*innen die Familie sind, die man sich selbst aussucht. Wir suchen uns freiwillig die Menschen, die uns in unserem Leben zumindest eine Zeit lang begleiten, von denen wir lernen, die uns spiegeln und denen wir vertrauen. Und weil wir alle verschieden sind, ist jede Freundschaft einzigartig.

Was Freundschaften zwischen Männern und Frauen, Mädchen und Jungen angeht, gibt es aber zwei Welten. Eine, in der es sie gibt und eine Welt, in der sie nicht möglich sind. Weil in einer Freundschaft zwischen einer Frau und einem Mann immer eine Seite doch eine Liebesbeziehung- oder zumindest Sex will. Oder weil man in einer Kultur lebt, in der die Lebenswelten von Frauen und Männern sich nur innerhalb von der engeren Familie und in einer Ehe überschneiden dürfen.

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Was Freundschaft auszeichnet im Gegensatz zu Familie und manchmal auch Ehe, ist ihre Freiwilligkeit. Freundschaft lässt sich nicht erzwingen, aber verhindern. In einer Welt, die in männlich und weiblich getrennt ist, gibt es automatisch eine Hierarchie und in patriarchalen Gesellschaften, in denen wir fast alle leben, ist damit die männliche Welt die hierarchisch höherstehende. Misogynie ist die Grundlage ungleicher Gellschaft und der Anfang und das Fundament von Misogynie ist die nicht-Empathie, nicht-Identifikation und die fehlende Untestützung von Frauen. Um die Hierarchie aufrechtzuerhalten, wird alles daran gesetzt, dass sich diese Welten fremd bleiben, der Austausch auf Augenhöhe, das Verständnis für verschiedenste Lebenwelten und Lebensentwürfe, Wünsche, Erfahrungen und Gedanken unterbunden wird.

Zu groß ist die Gefahr, dass durch Freundschaften zwischen Männern und Frauen diese Machtverhältnisse infrage gestellt werden. Wenn sich Männer und Frauen nicht auf Augenhöhe in Freundschaft begegnen können, wie sollen sie das dann in einer Ehe oder Familie? In Freundschaften lassen sich Geschlechterstereotype überprüfen und auflösen, wird geübt, verschiedene Erfahrungswelten zu verstehen und andere Menschen jeden Geschlechts als gleichwertig wahrzunehmen und machen die Vielfalt von Menschen sichtbar. Und eröffnen auch für jeden Menschen neue Möglichkeiten, Horizonte und die Erfahrung gegenseitiger Wertschätzung. Freundschaften zwischen Frauen und Männern sind essenziell für eine demokratische Gesellschaft.