Ich danke der Stiftung Citoyen für diesen Preis. Ich danke Ihnen für diese Wertschätzung für unsere Tätigkeit und Arbeit. Ich danke Ihnen für Ihr Vertrauen. Ich danke in Abwesenheit dem Verein Women Without Borders als Kooperationspartner für die MotherSchools sowie dem HKE- dem Hessischen Kompetenzzentrum gegen Extremismus und für Demokratie als Finanzgeber unseres Vereins für ihr Vertrauen. Ohne Vertrauen könnte eine Arbeit wie unsere nicht zu Stande kommen. Denn Vertrauen bedeutet, daran zu glauben, dass es für ein Problem die richtige Lösung gibt, und dieser Glaube hilft, eine Lösung auch wirklich zu finden.
Selten ist dieses Vertrauen so wichtig gewesen wie in dieser neuen Zeit der Extremismen.
Lassen Sie mich einige Worte dazu sagen.
Die zunehmenden Herausforderungen, die wir erleben, sollten uns nicht mit lähmender Angst erfüllen, sondern wir sollten sie als einen Moment erleben, in dem die Demokratie wachsen und stärker werden kann. Das kann nur geschehen, indem Demokratinnen und Demokraten Haltung zeigen. Jetzt ist die Zeit, in der wir uns noch stärker auf demokratische Werte und auf unser Grundgesetz besinnen müssen. Wir Demokrat*innen müssen einander solidarisch begegnen. Wir sind gefordert, Verantwortung für die Ergebnisse dieser Zeit zu übernehmen und zu handeln. Und mehr denn je zu handeln.
Ich habe heute Morgen in den Medien gelesen, dass Menschen jetzt überlegen auszuwandern. Aber das ist das, was Extremisten erreichen möchten. Sie wollen Angst und Spaltung erzeugen.
Jede Person unter uns hat Talente und Stärken, die sie gezielt einsetzen kann, um andere zu „empowern“ und mitzunehmen. Die Partizipation der Mitmenschen in unserer Umgebung hält die Demokratie am Leben und macht sie stärker.
Wir haben aufgehört, einander zuzuhören und auf unsere Fähigkeit zu vertrauen, Lösungen für unsere Konflikte und Probleme zu finden.
Das führt dazu, dass vielen eine positive Sicht auf die Zukunft fehlt. Die Menschen malen sich die Zukunft so düster aus, dass sie ihr hilflos und ohnmächtig gegenüberstehen. So aber können wir unsere Zukunft nicht mehr sinnvoll gestalten.
Das, meine Damen und Herren, liebe Menschen, wird vor allen Dingen auch keine blaue Partei für uns übernehmen. Sie möchte lediglich andere und letztlich sich selbst zerstören.
Und auch auf der Zeil hier in Frankfurt, in unserem Speakers Corner, versammeln sich mittlerweile viele apokalyptische Gruppen, die für das Ende der Welt, Menschen werben.
Als vergleichende Religionswissenschaftlerin habe ich das noch nie so erlebt wie gegenwärtig.
Aber ich sage Ihnen: Die Welt wird jetzt nicht untergehen. Natürlich haben wir Fehler gemacht. Wir müssen zu diesen Fehlern stehen und weitergehen. Wenn wir es nicht besser machen, müssen wir die Konsequenzen tragen.
Bei Rumi imPuls e.V. begleiten wir nunmehr über 1.000 Kinder und Jugendliche. Wir versuchen ihnen die Angst zu nehmen, Verantwortung zu übernehmen und es besser zu machen.
Ich habe heute Morgen im Radio, auf HR 1, einen kurzen Ausschnitt aus der Biografie von Ray Charles gehört. Er erzählte, dass seine Mutter früh erkannt habe, dass ihr Sohn vollkommen erblinden werde. Ebenso früh hat sie angefangen, ihn darauf vorzubereiten, wie man sich in der Dunkelheit orientiert, um ihm so die Angst davor zu nehmen, seine Zukunft zu gestalten. So sagt Dr. Volker Busch:
„Wir müssen unseren Kindern und Jugendlichen beibringen, in der Gesellschaft mit Ungewohntem und mit Ungewissheiten umzugehen. Sie müssen lernen, widrigen Umständen gegenüber stark zu bleiben. Sie müssen ein mentales Immunsystem entwickeln, indem sie sich an den Gedanken gewöhnen, dass es in der Welt noch nie Gewissheit gegeben hat. Und dass sich aufgrund der Globalisierung und der zunehmenden Beschleunigung Dinge in Zukunft noch schneller verändern werden.
Wir Demokrat*innen müssen das jetzt in unserem Umfeld verwirklichen, denn sonst werden ganz andere die Lücke füllen.
Lassen wir das zu, dann passiert das, was Dzelaludin Rumi vor 750 Jahren schon gesagt hat…